Die Einblicke eines zukünftigen Wählers in die Landespolitik

12. November 2025

Mein Name ist Poorya und ich bin stellvertretender Schülersprecher der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule Graben-Neudorf. Ich hatte die große Ehre, gemeinsam mit allen Mitgliedern unserer SMV, den Verbindungslehrerinnen Frau Denzel und Frau Münch-Ganninger, unserer Schulleitung Frau Stober und Herrn Oechsler und den Klassensprechern der Graben-Neudorfer Grundschulen sowie unserem Bürgermeister und zwei Gemeinderatsmitgliedern, den Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart zu besuchen.
Nach der Begrüßung vor dem beeindruckenden Gebäude wurden wir von einer Landtagsabgeordneten in Empfang genommen. Sie nahm sich viel Zeit, unsere ersten Fragen zur Arbeit im Landtag zu beantworten. Besonders aufschlussreich war ihre Erklärung zum Aufbau und der Zusammensetzung des Landtags, wie die verschiedenen Fraktionen zusammenarbeiten (und manchmal auch streiten) und welche Rolle jeder einzelne Abgeordnete dort spielt. Es wurde schnell klar, dass hier Entscheidungen getroffen werden, die uns alle betreffen. Für uns als ältere Schüler war die Erklärung zum neuen Landtagswahlrecht besonders relevant: Es wurde noch einmal bestätigt, dass wir, die wir zur kommenden Landtagswahl im März 2026 16 Jahre alt sein werden, erstmals aktiv wahlberechtigt sind.
Der spannendste Teil des Vormittags war die Stunde, die ich auf einem Presseplatz im Plenarsaal verbringen durfte, um die laufende Debatte zu verfolgen. Von diesem erhöhten Standpunkt aus hatte ich einen einzigartigen Blick auf das Geschehen. Man spürte die Bedeutung jedes Wortes. Die Debatte war lebhaft, und es ging oft hoch her, aber alles lief nach festen Regeln ab, die der Landtagspräsident durchsetzte. Die Präzision, mit der alles dokumentiert wurde, und die vielen Mitarbeiter, die im Hintergrund dafür sorgten, dass die Sitzung reibungslos ablief, waren beeindruckend. Politik ist eben nicht nur reden, sondern auch viel Organisationsarbeit.
Was mich leider enttäuscht hat, waren die vielen leeren Plätze der Abgeordneten. Während wichtige Themen diskutiert wurden, schienen viele Parlamentarier nicht anwesend zu sein. Ich sah auch einige Politiker, die während der Reden ihrer Kollegen am Handy saßen. Das empfand ich als respektlos gegenüber den Rednern und gegenüber der Wichtigkeit des Mandats. Sie sind gewählt, um zuzuhören und mitzuarbeiten – jede Minute zählt. Dies war ein ehrlicher und ernüchternder Blick auf die Arbeitsweise im Landtag.
Nach der Plenarsitzung trafen wir uns mit Politikern aller im Landtag vertretenen Parteien, die unseren Wahlkreis Graben-Neudorf repräsentieren. Dieser Austausch war besonders wertvoll. Die Abgeordneten erklärten uns sehr konkret, wie und wofür sie sich im Landtag für Kinder und Jugendliche in unserer Heimatgemeinde einsetzen – sei es bei der Digitalisierung der Schulen, der Finanzierung von Jugendarbeit oder der Verbesserung von Verkehrsanbindungen. Es war ermutigend zu sehen, dass die Politik, die dort in Stuttgart gemacht wird, einen direkten Bezug zu unserem Alltag hat. Am Ende gab es sogar noch die Möglichkeit für persönliche Gespräche. Wir konnten direkt und ohne Umschweife unsere Anliegen als Schüler vortragen. Es war spannend, die unterschiedlichen Meinungen der Parteien zu hören und es wurde klar, dass es zu jedem Thema verschiedene Lösungsansätze gibt.
Trotz der Beobachtungen im Plenarsaal, die zeigten, dass auch in der "echten Politik" nicht immer alles perfekt läuft, war der Tag im Landtag ein überwältigendes und wichtiges Erlebnis.
Der Besuch hat mir gezeigt, dass Politik keine abstrakte Sache ist, sondern ein lebendiger Prozess, an dem jeder ,auch wir Schülerinnen und Schüler, indirekt teilhaben und mitgestalten kann. Es motiviert unser SMV-Gremium ungemein, sich weiterhin aktiv für die Interessen unserer Mitschüler einzusetzen.

Die Einblicke eines zukünftigen Wählers in die Landespolitik - Bild 1
Die Einblicke eines zukünftigen Wählers in die Landespolitik - Bild 2
Bildquelle: Pestalozzi-Gemeinschaftsschule Graben-Neudorf